Sonntag, 18. Juni 2017

Aufgepasst - wo sind die gelben Pfeile

A Ramallosa - Vigo (22,8 km)

Nach dem sehr anstrengenden gestrigen Tag soll es heute etwas gemütlicher angegangen werden. Zudem wollen wir der zu erwartenden Hitze entgegenkommen und bereits sehr früh losmarschieren. Dafür haben wir den Wecker auf 5:00 Uhr gestellt. Nach einer sehr gemütlichen Vorbereitungszeit ist es dann doch erst 6:15 Uhr, bis die Lichtverhältnisse es zulassen, mit der Pilgerwanderung zu beginnen. Zudem ist heute morgen auch der Zeitpunkt gekommen, dass wir uns von Lija und Monika verabschieden müssen. Die beiden haben heute zum dritten Mal hintereinander eine Strecke von deutlich über 30 km vor sich. Da ihr Flug nach Hause für Freitag geplant ist, müssen Sie spätestens am Donnerstag in Santiago ankommen.
Die Schwellung an meinem Fuß ist überwiegend zurückgegangen und ich entscheide mich, zunächst etwas langsamer zu gehen und Ben zu begleiten. Zu Beginn habe ich am linken Sprunggelenk noch einen leichten Druckschmerz, der sich aber im Laufe der ersten vier Kilometer zusehends vermindert. Die dort vorhandene Sitzbank nutzt Ben aus, um eine erste Pause einzulegen. Ich mache in dem bisher eingeschlagenen Tempo alleine weiter auf den Weg, spätestens in Vigo im Hostel werden wir uns dann wiedersehen. Die Temperatur ist derzeit sehr angenehm und die Sonne hält sich momentan noch bedeckt. Zum ersten Mal sind heute sogar ein paar Wölkchen am Himmel zu sehen. Bis jetzt war die Streckenführung recht gut zu bewältigen, obwohl sich leichte Bergauf- und Bergab-Passagen abgewechselt haben. Insgesamt bewege ich mich allerdings schon auf einem deutlich höheren Niveau als noch in unserer letzten Unterkunft in A Ramallosa. Es liegen aber noch ein paar weitere Höhenmeter vor mir.
Bisher bin ich auf Dorfstraßen und durch kleine Ansiedlungen gelaufen, jetzt  schließt sich ein was längeres Waldstück an. Danach erreiche ich wieder ein kleines Dorf, wo sich die Hähne aus allen Richtungen das Morgenlob zurufen. In einem Ortsreil von Nigran passiere ich die  101 Kilometer-Marke nach Santiago, jedoch kommen für mich aufgrund der Variante Espiritual noch ein paar Kilometer dazu.  Hinter dem Örtchen muss ich ein richtig steiles Stück erklimmen, wo sich temporär auch noch einmal mein Fuß meldet. Glücklicherweise hört der Schmerz unmittelbar nach der Steigung schon  wieder auf. Nur wenige Schritte weiter, mitten im Wald, befindet sich eine Hinweistafel der Gemeinde Vigo auf die letzten 100 Kilometer bis Santiago. Circa einen Kilometer hinter dem Abzweig nach O Freixo verlasse ich den kühlen Wald. Gegen 9:00 Uhr komme ich zum ersten Mal für heute in die pralle Sonne und werde diese auch bis zu meinem Ziel in Vigo fast immer als Begleiterin haben. Eine Viertelstunde später mache ich in Freixeiro in einer Kaffeebar meine erste Pause für heute. Bis jetzt habe ich rund 12,5 Kilometer hinter mich gebracht. Ben versorgen ich inzwischen per Handy mit Inforamtionen zur Infrastruktur.
Die halbe Stunde Pause hat gut getan, und ich mache mich gut gelaunt auf die verbleibenden rund zwei Stunden. Irgendwie riecht es hier in der Luft nach Chlor. Ich vermute, dass das schon die Ausläufer der Industrieanlagen von Vigo sind. Zum Glück zweigt der Weg schon nach wenigen hundert Metern von der Hauptstraße ab und führt mich wieder in eher ländliches Gebiet. Gerade hat mich ein gelbes "X" vor größerem Schaden bewahrt, denn ich habe 50 Meter vorher einen Abzweig verpasst. Ich muss auf dem aktuellen Abschnitt sehr aufmerksam sein, da ich mich vollumfänglich an den gelben Pfeilen orientieren, da ich hierfür keine GPS-Daten habe. In unmittelbarer Nähe des Stadions komme ich nach Vigo rein. Jetzt muss ich noch einmal fast quer durch die Stadt um zu meiner Unterkunft zu gelangen. Obwohl es in der Stadt grüne Lungen gibt, ist Vigo nicht unbedingt die Stadt, in der ich mich lange aufhalten möchte. Das, was ich gesehen habe, ist für mich nicht sonderlich attraktiv. Um kurz vor zwölf Uhr erreiche ich das Hostel, eine gute Viertelstunde trifft auch Ben ein, der erneut ein Stück mit dem Bus gefahren ist.  Wahrscheinlich verkürzen Lija und  Monika ihre Etappe und übernachten ebenfalls hier. So klang jedenfalls eben zumindest ein Anruf der beiden durch.  Lassen wir uns überraschen. 







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